Eigentlich macht Nicole Hasler etwas ganz anderes. Während ihrer Promotion über die internationalen Finanzmärkte, allerdings kam sie über das Kochen zum Bloggen und damit zur Frage, warum überall nur die gleichen gefühligen Food-Blogs und Rezepte zu finden waren. Die Zürcherin fragte sich, was sie wirklich interessiert – und hat das Innerste nach Außen gekehrt. Ihr Blog zumfressngern.ch erzählt von Fleischkultur, Schlachthöfen und von Allem vom Tier. Vor allem darüber wird Nicole Haller bei der Wurst & Bier am 4. Februar sprechen.

Nicole, die Wurst ist also dein Gemüse?

Ich muss jetzt beinahe gestehen, ich bin gar nicht soooo der Wursttyp. Meine Kompetenzen sind Tier, Tod, die Innereien und der ganze Schlachtprozess. Was ich aber tatsächlich von ganzem Herzen liebe ist die Blutwurst. Und die ist ja quasi die Mutter aller Würste, nachweißlich die älteste aller überlieferten Wurstsorten.

Homer hat sie bereits in der Odyssee erwähnt und die flämischen Meister haben Blutwürste in ihren Stillleben verewigt.

Weil die Blutwurst natürlich auch starke Bilder generiert. Für mich steht die Blutwurst aber vor allem ganz unmittelbar für den nose-to-tail-Gedanken, nicht nur weil es eine Wurst ist, in die klassischerweise auch Innereien kommen, die Leber etwa. Auch das Blut ist ja Teil meines Verständnisses, eben alles vom Tier zu verarbeiten. Ich würde das durchaus als eine Ethik bezeichnen.

Andere nennen es einen Trend.

Ich hatte hier in Zürich kürzlich tatsächlich einen Food-Blogger der meinte, From-Nose-to-Tail sei doch vorbei, ich sollte ihm was Neues erzählen. Dachte der wirklich, wir haben jetzt mal zwei Jahre versucht, so viel wie möglich vom Tier zu verarbeiten und jetzt schmeißen wir 60 Prozent wieder weg? So fing das mit mir und dem Bloggen über Fleisch, über die Innereien und das Handwerk ja überhaupt an: Ich war es leid, überall die gleichen, uniformen Rezepte zu finden und wollte mal wirklich grundsätzlich über unser Essen reden. Ich hab dann die Wurzel- und Wintergemüse rausgekramt als das in der Schweiz noch eher kein Thema war und bin bald bei den Innereien und den grunsätzlichen Fragen zum Fleisch angekommen.

Keine Wohlfühl-Instagram-Welt?

Und wenn jemand nach meinem Besuch im Schlachthof sagt, jetzt wird er Veganer, ist mir das auch recht. In jedem Fall hat sich derjenige Gedanken gemacht.

Bist Du noch mit Handwerksmetzgereien aufgewachsen?

Auf dem Land und deshalb: ja. Und man musste sich mit dem Metzger immer gut stellen, damit man auch die guten Stücke bekam. Auch heute fahre ich meistens aus Zürich raus, wenn ich etwas Besonderes suche. Bei uns sind also durchaus noch gewisse Strukturen vorhanden. Das Problem ist aber, dass wir nicht mehr miteinander reden, der Konsument und der Metzger schweigen quasi aneinander vorbei. Ich sehe mich deshalb vor allem als eine Brückenbauerin, die diesen Dialog wieder möglichen machen will.

Nicole kennenlernen könnt Ihr bei zahlreichen Verkostungen am Wurst & Bier Wochenende . So zum Beispiel bei "Bloody hell" – Blutwürste und Lagerbiere .